Was sind FODMAPs?
Den Begriff FODMAP Diät hört man immer häufiger. Aber was steckt dahinter?
Die Abkürzung FODMAP steht für den englischen Begriff “low–fermentable oligo-, di-, and monosaccharide and polyols”. Das bedeutet auf deutsch etwa: vergärbare Mehrfach-, Zweifach-, und Einfachzucker sowie mehrwertige Zuckeralkohole.
Dieser Begriff ist lang und nicht besonders verständlich. Er wurde eingeführt, um eine Gruppe von Kohlenhydraten zusammenzufassen, die bis dahin als nicht miteinander verwandt betrachtet wurden.
Gemeinsam sind ihnen die folgenden Eigenschaften:
- Sie sind nur schlecht vom Dünndarm resorbierbar. Das heißt: Sie werden nur schlecht vom Dünndarm aus der Nahrung aufgenommen. Das hat verschiedene Gründe, wie langsame Transportmechanismen des Körpers, keine Enzyme zur Aufspaltung in kleinere Bestandteile oder ihre Moleküle sind schlicht zu groß, um aus dem Dünndarm in die Blutbahn zu gelangen.
- Sie sind osmotisch aktiv. Das bedeutet, ihr Vorkommen hat einen Einfluss auf den Wassereinstrom in den Darm. Ist ihre Konzentration im Darm hoch, wird Wasser in das Innere des Darms „gezogen“.
- Sie werden von Bakterien schnell verdaut. Im Vergleich zu anderen Kohlenhydraten wie bspw. Ballaststoffen, sind FODMAPs relativ kurzkettig aufgebaut. Dies sorgt für eine sehr schnelle Fermentierung durch Bakterien.
Zu den FODMAPs zählen zunächst die Einfachzucker Lactose und Fructose. Außerdem Mehrfachzucker aus Fructose und Galactose, sogenannte Fructane und Galactane. Und schließlich Polyole, also mehrwertige Zuckeralkohole, die häufig zum Süßen von Light Produkten verwendet werden. Dazu gehören etwa Sorbitol, Mannitol, Xylitol und Maltitol.(1)
Wie verursachen FODMAPs Probleme?
Das Problem mit den FODMAPs liegt in ihren oben aufgeführten Eigenschaften begründet. Vor allem aufgrund der Punkte 2 und 3, erfahren einige Menschen eine Besserung ihrer Beschwerden, wenn sie weniger FODMAP zu sich nehmen.
Sie sind osmotisch aktiv. Liegen sie in größeren Mengen im Darm vor, lösen sie einen verstärkten Flüssigkeitseinstrom in das Darminnere aus. Gleichzeitig setzen die Bakterien bei der Fermentierung der FODMAPs Gase frei. Hauptsächlich Kohlendioxid und Wasserstoff.
Als Folge dieser beiden Vorgänge erfährt der Darm eine größere Dehnung. Dies wiederum stimuliert Mechanorezeptoren in der Darmwand, die ein Signal an das Gehirn senden. Das Gehirn interpretiert dieses als Schmerz oder Völlegefühl. Es kann zu Verspannungen der Bauchwand kommen und damit zu einer Veränderung der Darmbewegung.
Sehr starke osmotische Aktivität durch große Mengen aufgenommener FODMAPs kann schließlich sogar Durchfall auslösen. Die dafür benötigte Menge ist aber vermutlich größer als üblicherweise mit der Nahrung aufgenommen wird.
Im Fall von Fructose, Sorbitol und Lactose entstehen bei vorliegender Intoleranz natürlich auch Symptome aufgrund der schlechten Absorptionsrate, beziehungsweise der mangelnden Aufspaltung.(2)
Welche Lebensmittel haben einen hohen/geringen Anteil?
Eine erschöpfende FODMAPs Liste würde diesen Artikel sprengen. Detaillierte Informationen erhält man bei einer anstehenden Umstellung bei einer qualifizierten Ernährungsberatung.
- Generell einen hohen Anteil von Oligosacchariden, also Mehrfachzuckern, haben Weizen, Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen und einige Gemüse wie etwa Zwiebeln. Inulin und Fructooligosaccharide sind häufiger als Zusatzstoffen in Lebensmitteln verarbeitet.
- Disaccharide, also Zweifachzucker, kommen als Laktose in Lebensmitteln vor, die Tiermilch enthalten. Die Konzentration an Laktose kann je nach Tierart und Zubereitung stark schwanken. Es muss also getestet werden, was der Körper verträgt und in welchen Mengen.
- Unter die Monosaccharide, also Einfachzucker, fällt vor allem die Fructose. Lebensmittel mit hohem und niedrigem Fructosegehalt sind hier zu finden.
- Polyole, oder Zuckeralkohole sind häufig als Zuckeraustauschstoffe (Süßstoff) in Diätprodukten und Light Getränken zu finden. Aber auch manche Gemüse (bspw. Pilze) und Steinobst (Pflaumen, Pfirsiche) enthalten Zuckeralkohole. Auch zuckerfreie Bonbons und Kaugummis sind eine häufige Quelle. Da sich zum Beispiel Sorbit auch unter anderen Namen oder Bezeichnungen verstecken kann, muss man hier besonders gut aufpassen
Worauf muss ich bei einer FODMAP reduzierten Diät achten?
Jede Ernährungsumstellung in größerem Maße sollte idealerweise unter ärztlicher Aufsicht oder mithilfe einer qualifizierten Ernährungsberatung durchgeführt werden. Vor allem, wenn sie aufgrund von Intoleranzen oder anderen Beschwerden notwendig ist.
Weiterhin ist es wichtig bei Fructoseintoleranz und low-FODMAP Diät den Ballaststoffanteil der Nahrung nicht aus den Augen zu verlieren. Die Zusammensetzung unserer Darmflora hängt unter anderem von der Menge der mit der Nahrung aufgenommenen Ballaststoffe ab. Nützliche Darmbakterien, wie Bifidobakterien, ernähren sich hauptsächlich von diesen unverdaulichen langkettigen Kohlenhydraten. Sie gehören zu den Milchsäurebildnern, die in unserer Darmflora viele wichtige Aufgaben übernehmen. Fällt der Ballaststoffanteil unserer Ernährung sehr gering aus, nimmt ihre Anzahl ab. Einige Bakterienstämme können sich in diesem Fall sogar “gegen uns wenden” und beginnen damit die Polysaccharide der schützenden Darmschleimhaut abzubauen.
Bei einer FODMAP Diät sollte also unbedingt der Ballaststoffanteil im Blick behalten werden.
Gibt es Kritik an der Diät?
Die FODMAP Diät besteht im wesentlichen aus zwei Schritten. Zunächst wird die Menge an FODMAPs in der Nahrung strikt reduziert. Anschließend soll eine langsame Wiedereinführung stattfinden, um die persönliche Toleranzgrenze (ähnlich wie bei der Fructosemalabsorption nach der Karenzzeit) auszutesten.(3)
Während der erste Schritt in vielen Studien untersucht und seine Wirksamkeit deutlich belegt wurde, gibt es zum zweiten Schritt kaum wissenschaftliche Belege.
Es ist erwiesen, dass eine FODMAP Reduktion eine Besserung der Symptome bei Reizdarm und auch bei Fructosemalabsorption bringen kann. Nicht erwiesen, oder zumindest schlecht untersucht ist die langfristige Wirkung dieser Ernährungsweise. Auf Dauer auf sämtliche FODMAPs zu verzichten erscheint unpraktikabel. Eine solche Diät kann den Ernährungsalltag erheblich erschweren. Wie sich die Wiedereinführung von bestimmten FODMAPs nach Ende der Diät auswirkt, ist wenig erforscht.(4)
Wer profitiert von einer FODMAP reduzierten Diät?
Sehr gut erforscht ist inzwischen die positive Auswirkung einer FODMAP reduzierten Diät bei einer Reizdarmsymptomatik. Zumindest in der ersten Phase erfahren die meisten Patienten eine deutliche Besserung. Inwieweit FODMAPs für die Symptome des Reizdarms verantwortlich sind, oder dazu beitragen ist jedoch nicht geklärt.
Auch bei einer Fructoseintoleranz kann der Verzicht auf weitere FODMAPs (Fructose und Sorbit sollten ja bereits reduziert sein) eine Verbesserung der Symptome bewirken. Dabei muss unbedingt beachtet werden, dass die meisten FODMAP Listen im Internet nicht speziell für Fructoseintoleranz ausgelegt sind und individuell angepasst werden müssen.
Fazit:
Wer mit einer diagnostizierten Fructosemalabsorption trotz einer reduzierten Fructoseaufnahme immer noch Beschwerden hat, dem kann eine FODMAP Reduktion vielleicht zu einer Besserung verhelfen.
Die positiven Auswirkungen für Patienten mit Reizdarm sind wissenschaftlich ausreichend belegt. Allerdings sollte man in allen Fällen im Hinterkopf behalten, dass die Symptome bei einer Wiedereinführung von bestimmten FODMAPs erneut auftreten können.
HINWEIS: Bitte führen Sie diätische Ernährungsumstellungen nur unter ärztlicher Aufsicht oder mithilfe einer qualifizierten Ernährungsberatung durch.
QUELLEN:
- http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1440-1746.2009.06149.x/full
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5390324/
- http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jhn.12530/full#jhn12530-bib-0013
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5390324/