Das leidige Einkaufen mit Fructoseintoleranz
Haben Sie sich schon mal gewünscht durch den Supermarkt zu gehen und den Fructosegehalt aller Lebensmittel zu kennen? Genau zu wissen wie viel Fructose worin enthalten ist? Was Sie bedenkenlos einpacken können und was besser im Regal bleibt?
Wer unter Fructosemalabsorption leidet wird das kennen: Bei jedem neuen Produkt müssen wieder die Inhaltsstoffe studiert werden. Und die sind gerade bei Fertigprodukten oft unübersichtlich. Saccharose, Fructose, Invertzucker, Honig, Sorbit (das sich zusätzlich oft unter seiner E Bezeichnung versteckt), Rohrzucker, Fructose-Glucose-Sirup… die Liste der zu beachtenden Stoffe ist lang.
Gerade zu Beginn ist es frustrierend und mühsam Produkte zu finden, die von den Inhaltsstoffen verträglich sind. Einkaufen und Kochen wird oft zur Qual.
Eine Datenbank für alles
Um das lästige Einkaufen zu vereinfachen, wollten wir eine breit angelegte Datenbank erstellen und den Fructosegehalt von möglichst vielen Produkten sammeln. Wenn möglich zusätzlich den Sorbitgehalt. Damit ein kurzer Blick genügt, um herauszufinden ob in einem Produkt unverträgliche Inhaltsstoffe enthalten sind. Damit die Beschaffung von Lebensmitteln nicht ständig zum Krampf verkommt.
Um diese Liste zu erstellen haben wir über Wochen hinweg Lebensmittelhersteller angeschrieben und sie gebeten uns den Fructosegehalt ihrer Lebensmittel zu übermitteln.
Das enttäuschende Ergebnis
Nicht alle Firmen haben auf unsere Anfrage überhaupt reagiert und noch weniger konnten uns mit einer Antwort weiterhelfen. Daher haben wir die angeschriebenen Unternehmen in drei Gruppen eingeteilt:
1. Gar keine Antwort
Ein großer Teil der angefragten Lebensmittelhersteller hat auf unsere Anfrage nicht reagiert. Nach der Bestätigungsmail über den Erhalt unserer Anfrage herrschte Funkstille. Auch auf eine wiederholte Anfrage einige Wochen später kam von folgenden Herstellern keine Reaktion:
- Philadelphia
- Granini
- Ferrero
- Mars
- Milka
- Langnese
- Tuffi/Friesland/Campina
- Capri Sonne
- Kraft
- Monster Energy
- McDonalds
- KFC
- Subway
- Barilla
- Chio
- Zentis
- Schwartau
- Ehrmann
- Schweppes
- Krombacher
- Gaffel
Natürlich haben wir nicht erwartet bei großen Herstellern den genauen Gehalt von Fruktose in jedem Sandwich und Burger zu erhalten. Uns ist bewusst, dass das nicht möglich ist. Es wäre jedoch interessant zumindest den Fructosegehalt der einzelnen Soßen genannt zu bekommen. Oder einen Hinweis auf einzelne Gerichte, Soßen oder Produkte in denen keine Fructose zugesetzt wurde, um eine Ausweichoption für Menschen mit FI zu kennen.
2. Eine negative Antwort
Die folgenden Firmen haben zwar auf unsere Anfrage reagiert, konnten uns jedoch nicht weiterhelfen. Gründe für eine Ablehnung unserer Bitte waren immer ähnlich:
Grund 1: In vielen Fällen wird Fructose nicht standardmäßig analysiert, weshalb den Firmen keine genauen Werte vorliegen. Dies hängt zum Teil mit Grund 2 zusammen:
Grund 2: In Deutschland gehört die Fructose nicht zu den kennzeichnungspflichtigen Allergenen. Deshalb wird sie häufig weder analysiert, noch deutlich sichtbar auf der Packung ausgeschrieben, wie es etwa bei Laktose oder Gluten der Fall ist. Oft gab es daher nur den Verweis auf die Inhaltsangaben auf der Umverpackung der Produkte. Dort ist Fructose zwar angegeben, wenn enthalten, jedoch häufig unter anderem Namen. Nicht selten auch in zwei oder drei verschiedenen Formen, wie etwa als Invertzuckersirup, als Glukose-Fruktose-Sirup oder unter der allgemeinen Bezeichnung Zucker.
Grund 3: das Rezepturgeheimnis. Dieser Grund wurde auffallend häufig von großen Firmen genannt. Angesichts der wachsenden Problematik der Fructosemalabsorption sollte sich diese Einstellung hoffentlich in den kommenden Jahren ändern.
Auch aufgrund von wechselnden Rezepturen scheuten sich einige Hersteller uns eine Liste zu schicken, zumal wir diese der breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen wollen.
Einige Firmen gaben immerhin an kein Sorbit zuzusetzen. Andere schickten zwar Listen mit der Menge an zusätzlich zugesetzter Fructose, die aber weder Saccharose (besteht zu 50 % aus Fructose) noch enthaltene Früchte oder Invertzucker berücksichtigen und daher nicht brauchbar waren.
Zu diesen Herstellen gehörten:
- Landliebe
- Valess
- Optiwell
- Maggi
- Haribo
- Knorr
- Nestle
- Wagner
- Müller
- Alnatura
- Pepsi
- Burger King
- Unilever
- Bahlsen
- Coppenrath und Wiese
- Funny Frisch
- Miracoli
- Homann
- Danone
- Popp Feinkost
- Lindt (Sehr bemüht, die zugesandte Liste aber leider unbrauchbar)
- Veltins
Besonders ärgerlich waren Antworten von Unternehmen, die zu einer Ernährungsberatung rieten. Diese Antworten legen den Verdacht nahe, dass unsere Anfrage gar nicht richtig gelesen wurde.
3. Eine positive Antwort
Zu unserer Freude gab es auch einige positive Erlebnisse. Ein Teil der von uns angeschriebenen Firmen hat zu einzelnen Produkten den genauen Fructosegehalt geschickt. Andere sogar eine komplette Liste mit allen Produkten. Dazu gehörten etwa die Firmen Alpro und Oettinger.
Natürlich ist das nicht für jeden Hersteller machbar und hängt vom Umfang des Produktsortiments ab. Aber selbst einzelne Produkte können ungemein weiterhelfen, vor allem wenn es sich dabei um die Verkaufsschlager handelt.
Auch Informationen darüber in welchen Produkten weder Sorbit noch Fructose zugesetzt wurden können hilfreich sein. Dann kann der Fructosegehalt meist aus dem Gehalt an Saccharose berechnet werden.
Folgende Firmen haben unsere Anfrage – zumindest in Teilen – positiv beantwortet:
- Dr. Oetker
- Club Mate
- Bitburger
- Alpro
- Rittersport (der genaue Fructosegehalt vieler Sorten ist auch auf der Website einzusehen)
- Bauer
- Bifi
- Storck
- Katjes
- Coca Cola
- Exquisa
- Oettinger
Was bleibt zu tun?
Fructosemalabsorption rückt langsam in den Fokus der Öffentlichkeit. Dies ist auch auf steigende Fallzahlen zurückzuführen. Damit das Problem mit der Kennzeichnung in das Bewusstsein der Hersteller dringt, ist aber noch Zeit und Arbeit nötig.
Für Laktoseintoleranz ist die Kennzeichnung und die Verfügbarkeit von Produkten in den letzten Jahren stark gestiegen. Mit etwas Geduld wird das vielleicht auch für Fructoseintoleranz der Fall sein.
Was wir tun werden?
Weiter Firmen anschreiben. Ganz sicher ist der Herstellerpool nicht erschöpft. Auch in Zukunft werden wir versuchen von möglichst vielen Produkten den Fructosegehalt in Erfahrung zu bringen, um das Einkaufen mit Fructoseintoleranz zu erleichtern.
Bis dahin gilt: Unsere bisherige Liste nutzen, Etiketten studieren und hoffen, dass bald ein Umdenken stattfindet.
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